Bewerber haben hohe Gehaltsforderungen? Vielleicht liegt es an deiner Jobanzeige
Hohe Gehaltsforderungen – ein echtes Problem oder ein hausgemachtes?
Immer mehr Unternehmen klagen darüber, dass Bewerber hohe Gehaltsforderungen stellen – oft weit über dem, was das Unternehmen ursprünglich eingeplant hatte. Doch woher kommt dieser Trend? Sind Kandidaten wirklich überzogen in ihren Erwartungen, oder liegt das Problem in der Art und Weise, wie Unternehmen ihre Jobanzeigen formulieren?
Die Wahrheit ist: Viele Unternehmen schaffen unbewusst falsche Erwartungen, indem sie unpräzise oder irreführende Formulierungen in ihren Stellenanzeigen verwenden. In diesem Artikel analysieren wir, warum unrealistische Gehaltsvorstellungen oft bereits im ersten Kontakt entstehen, wie Unternehmen transparente Gehaltskommunikation betreiben können und welche Rolle faire Gehaltsspannen für ein erfolgreiches Recruiting spielen.
Warum falsche Erwartungen oft im ersten Kontakt entstehen
Viele Bewerber haben keine realistische Vorstellung davon, was ein Unternehmen zahlen kann oder will – und das liegt oft an den Jobanzeigen selbst. Unklare oder vage Formulierungen führen dazu, dass Kandidaten sich das bestmögliche Szenario ausmalen.
Häufige Fehler in Jobanzeigen, die falsche Erwartungen wecken:
„Attraktive Vergütung“ – ohne jegliche Konkretisierung. Was ist attraktiv? Für den Bewerber bedeutet das möglicherweise 70.000 €, während das Unternehmen nur 50.000 € bieten kann.
„Leistungsgerechtes Gehalt“ – klingt gut, ist aber unpräzise. Heißt das Fixgehalt plus Bonus? Oder eine reine Provision?
„Überdurchschnittliche Bezahlung“ – Im Vergleich zu was? Der Branche? Der Stadt? Ohne Bezugspunkt ist diese Aussage wertlos.
Psychologischer Effekt: Das Prinzip der Erwartungsverzerrung
Wenn Unternehmen Gehälter nicht klar kommunizieren, denken Bewerber oft automatisch an den oberen Marktwert – niemand geht davon aus, dass „attraktiv“ unter dem Durchschnitt liegt. Die Folge? Enttäuschung im Bewerbungsgespräch und abgelehnte Angebote.
Eine Studie des Institute for Employment Studies zeigt, dass 73 % der Bewerber abspringen, wenn das Gehalt im Bewerbungsgespräch nicht den Erwartungen entspricht. Transparenz im Vorfeld kann also direkt zu einer höheren Bewerberzufriedenheit führen.
Wie du als Unternehmen klare Gehaltskommunikation betreibst
Offene Gehaltsangaben: Transparenz schafft Vertrauen
Unternehmen, die Gehaltsspannen in ihren Jobanzeigen nennen, profitieren von:
Weniger Bewerbungen mit unrealistischen Gehaltsvorstellungen, da Bewerber von Anfang an wissen, woran sie sind.
Schnellerem Recruiting-Prozess, weil unnötige Gespräche mit Kandidaten, die zu teuer sind, vermieden werden.
Höherer Arbeitgeberattraktivität, da Transparenz als Zeichen von Fairness wahrgenommen wird.
Best Practice: „Das Jahresgehalt für diese Position liegt zwischen 50.000 und 60.000 €, abhängig von Erfahrung und Qualifikation.“
Eine LinkedIn-Studie zeigt, dass Stellenanzeigen mit klarer Gehaltsangabe bis zu 91 % mehr Bewerbungen erhalten als Anzeigen ohne Angabe.
Gehalt nicht isoliert betrachten: Benefits klar kommunizieren
Oft steigen Gehaltsforderungen, weil Bewerber nicht wissen, welche zusätzlichen Vorteile ein Unternehmen bietet. Eine transparente Auflistung von Benefits kann helfen, das Gesamtpaket attraktiver zu machen.
Konkret statt vage:
❌ „Flexible Arbeitszeiten“ → ✔ „Gleitzeit mit der Möglichkeit, zwei Tage pro Woche im Homeoffice zu arbeiten“
❌ „Fortbildungsmöglichkeiten“ → ✔ „Jährliches Weiterbildungsbudget von 1.500 €“
❌ „Betriebliche Altersvorsorge“ → ✔ „Wir übernehmen 50 % der Beiträge zur betrieblichen Altersvorsorge“
Realistische Anforderungen setzen – Gehalt und Erwartungen in Einklang bringen
Ein häufiger Fehler in Jobanzeigen: Unternehmen fordern „5+ Jahre Erfahrung“, sind aber nur bereit, ein Gehalt zu zahlen, das für eine Junior-Position angemessen wäre. Wer hohe Anforderungen stellt, muss auch ein faires Gehaltsangebot bieten – oder klar machen, dass es sich um eine Stelle mit Entwicklungspotenzial handelt.
Schlechte Formulierung: „Wir suchen einen Experten mit mindestens 5 Jahren Erfahrung – Gehalt nach Vereinbarung.“
Bessere Formulierung: „Diese Position ist ideal für Kandidaten mit 3–5 Jahren Erfahrung. Das Gehalt startet ab 55.000 € mit Spielraum je nach Qualifikation.“
Eine Glassdoor-Analyse zeigt, dass 56 % der Kandidaten eine Stellenanzeige vorzeitig verlassen, wenn sie den Eindruck haben, dass die Anforderungen und das Gehalt nicht übereinstimmen.
Was faire und transparente Gehaltsspannen für dein Recruiting bewirken können
Höhere Glaubwürdigkeit als Arbeitgeber
Gerade in Zeiten von Arbeitgeber-Bewertungsplattformen wie Kununu und Glassdoor spielt Transparenz eine große Rolle. Unternehmen, die realistische Gehälter angeben und offen kommunizieren, wie sich das Gehalt zusammensetzt, genießen mehr Vertrauen.
Mehr qualifizierte Bewerbungen statt Gehaltsverhandlungen
Wenn Kandidaten von Anfang an wissen, was sie erwarten können, bewerben sich gezielt jene, die zur Gehaltsspanne passen. So werden unnötige Verhandlungen vermieden und die Qualität der Bewerber steigt.
Längere Mitarbeiterbindung
Mitarbeiter, die von Anfang an wissen, worauf sie sich einlassen, sind zufriedener und bleiben dem Unternehmen länger treu. Überraschungen beim Gehalt sind ein häufiger Kündigungsgrund in den ersten Monaten nach Arbeitsantritt.
Eine Untersuchung der Harvard Business Review zeigt, dass ehrliche Gehaltskommunikation die Mitarbeiterbindung um bis zu 30 % verbessern kann.
Fazit: Transparente Gehaltskommunikation als Schlüssel zum erfolgreichen Recruiting
Hohe Gehaltsforderungen sind oft ein Resultat von unklarer Kommunikation in der Jobanzeige. Unternehmen, die Gehaltsspannen offenlegen, realistische Anforderungen setzen und ihre Benefits klar beschreiben, vermeiden Missverständnisse und sparen sich zeitaufwendige Gehaltsverhandlungen.
Wer sich als fairer und transparenter Arbeitgeber positioniert, wird langfristig erfolgreicher qualifizierte Fachkräfte gewinnen – und gleichzeitig die eigene Arbeitgebermarke stärken.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zur Gehaltskommunikation
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Eine klare Gehaltsangabe reduziert unrealistische Erwartungen und sorgt für qualifiziertere Bewerbungen.
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Nein, Studien zeigen, dass Unternehmen mit transparenter Gehaltskommunikation als fairer wahrgenommen werden und mehr Bewerbungen erhalten.
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Dann solltest du eine realistische Spanne angeben, z. B. „zwischen 50.000 und 60.000 €, abhängig von Erfahrung und Qualifikation“.