Was Employer Branding mit Neukundengewinnung zu tun hat
Warum Arbeitgeberattraktivität nicht nur Bewerber, sondern auch Kunden anzieht
Employer Branding ist schon lange kein reines HR-Thema mehr. Was einst vor allem dazu dienen sollte, Fachkräfte zu gewinnen, hat sich mittlerweile zu einem der wichtigsten strategischen Werkzeuge für Unternehmen entwickelt – auch in der Kundengewinnung. Klingt erst einmal paradox? Ist es nicht. Denn die Art und Weise, wie du als Unternehmen nach innen wirkst, hat enorme Strahlkraft nach außen. Kundinnen und Kunden achten heute zunehmend darauf, mit wem sie zusammenarbeiten. Und sie suchen mehr als nur ein gutes Produkt oder eine Dienstleistung. Sie suchen Haltung, Werte und echte Menschen.
Die Verschmelzung von HR und Marketing
Die Grenzen zwischen Employer Branding und klassischem Marketing verschwimmen immer mehr. Und das ist gut so. Denn ein starker Arbeitgeberauftritt wirkt auf zwei Seiten:
Innen: Er zieht qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber an, bindet Mitarbeitende langfristig und verbessert die Unternehmenskultur.
Außen: Er beeinflusst die Wahrnehmung der Marke am Markt, schafft Vertrauen und sorgt dafür, dass sich Kundinnen und Kunden mit dem Unternehmen identifizieren.
Wenn du dich als Unternehmen ehrlich und transparent zeigst, als Arbeitgeber wertschätzend auftrittst und deine Werte klar nach außen trägst, wirst du auch für potenzielle Kundinnen und Kunden attraktiv. Besonders im B2B-Bereich, wo langfristige Beziehungen aufgebaut werden, spielt dieser Vertrauensvorschuss eine zentrale Rolle.
Werte zeigen Haltung. Haltung zieht Kunden an.
Menschen kaufen von Menschen – oder von Marken, die wie Menschen kommunizieren. In Zeiten von Fachkräftemangel, Purpose-Debatten und gesellschaftlichem Wandel wird klar: Unternehmen müssen Position beziehen. Sie müssen zeigen, wofür sie stehen. Und genau hier kommt Employer Branding ins Spiel. Denn die Art, wie du über deine Mitarbeitenden sprichst, wie du sie behandelst, führt automatisch zu einem Bild deiner gesamten Unternehmenskultur. Wer in den sozialen Medien seine Mitarbeitenden würdigt, wer offen über Fehler spricht und Lernen zulässt, der wirkt auch auf Kunden vertrauensvoll.
Ein paar Beispiele:
Ein Unternehmen, das offen über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf spricht, zeigt Empathie.
Ein Unternehmen, das Diversity nicht nur als Buzzword verwendet, sondern aktiv lebt, zeigt Weitblick.
Ein Unternehmen, das Mitarbeitende auf Augenhöhe kommunizieren lässt, zeigt Menschlichkeit.
All das sind Qualitäten, die auch bei der Kaufentscheidung eine Rolle spielen.
Die Employer Brand als Teil der Corporate Brand
Viele Unternehmen behandeln Employer Branding immer noch wie ein isoliertes Projekt im Personalwesen. Dabei ist es ein integraler Bestandteil der Gesamtmarke. Deine Arbeitgebermarke ist nicht losgelöst von deiner Unternehmensmarke – sie ist ein Teil davon. Und sie ist öffentlich sichtbar. Auf Bewertungsportalen wie kununu oder Glassdoor, auf LinkedIn, in Stellenanzeigen, Blogbeiträgen oder in Mitarbeiterinterviews.
Stell dir vor, ein potenzieller Kunde googelt dein Unternehmen. Er stößt auf einen Artikel, in dem Mitarbeitende über ihren Arbeitsalltag berichten. Er liest, dass dein Unternehmen innovativ, offen und menschenzentriert ist. Was denkst du, wie sehr diese Eindrücke seine Entscheidung beeinflussen, mit dir ins Gespräch zu gehen? Genau. Sehr.
Social Proof durch Mitarbeitende
Einer der größten Vertrauensfaktoren im digitalen Zeitalter ist Social Proof. Menschen vertrauen anderen Menschen mehr als jeder Werbeanzeige. Wenn Mitarbeitende über ihren Arbeitgeber sprechen, wenn sie Inhalte teilen, sich mit dem Unternehmen identifizieren und das auch zeigen, wirkt das nach außen wie ein Echtheitszertifikat.
Und es bleibt nicht beim Bewerbermarkt. Kunden schauen mit:
Wie äußern sich die Mitarbeitenden?
Wie ist der Umgangston im Unternehmen?
Was wird gefeiert? Was wird kritisiert?
Authentische Posts, Einblicke in den Arbeitsalltag, Employer-Branding-Kampagnen, in denen echte Gesichter zu sehen sind, wirken wie ein Verstärker für die Corporate Brand. Kunden schätzen Unternehmen, die sich nicht hinter Logos verstecken.
Warum Employer Branding ein Vertriebsargument ist
In manchen Branchen ist der Wettbewerb so hart, dass technische Unterschiede kaum ins Gewicht fallen. Hier zählt die Beziehung. Und die beginnt mit Vertrauen. Wenn du zeigen kannst, dass du nicht nur ein guter Anbieter, sondern auch ein verantwortungsvoller Arbeitgeber bist, hast du einen entscheidenden Vorteil. Kunden schätzen Verbindlichkeit, Respekt und eine gesunde Unternehmenskultur.
Ein Beispiel: Ein mittelständisches IT-Unternehmen konnte einen großen Kundenauftrag gewinnen, weil der Einkauf im Auswahlprozess die kununu-Bewertungen des Anbieters geprüft hat – und feststellte, dass es dort kaum Fluktuation, dafür aber viele langfristige Mitarbeitende mit hoher Loyalität gibt. Der Gedanke: Wer seine Leute gut behandelt, geht vermutlich auch mit Kunden so um.
Transparenz schafft Vertrauen – für Bewerber und Kunden
Moderne Karriereseiten, Einblicke hinter die Kulissen, Interviews mit Mitarbeitenden, die offen sprechen – all das wirkt auch auf Menschen, die gar nicht auf Jobsuche sind. Auch Kundinnen und Kunden surfen auf Unternehmenswebsites, sie lesen die „Über uns“-Seiten, sie sehen, wie du dich als Arbeitgeber präsentierst. Und das beeinflusst ihre Entscheidung.
Was passiert, wenn ein Unternehmen seine Mitarbeitenden schlecht behandelt, lässt sich öffentlich nachverfolgen. Schlechte Bewertungen, Shitstorms, Whistleblower-Videos auf TikTok oder LinkedIn können einen enormen Reputationsschaden anrichten. Wer hingegen durch Transparenz, Authentizität und Wertschätzung punktet, wird auch als Dienstleister oder Hersteller stärker wahrgenommen.
Employer Branding ist auch Branding
Branding ist nicht, was du über dich sagst. Branding ist das, was andere über dich sagen. Und genau hier spielt die Arbeitgebermarke eine tragende Rolle. Es reicht nicht, nur Produkte zu bewerben oder sich in schönen Worten als innovativ zu bezeichnen. Zeig, dass du Menschen gut behandelst. Zeig, dass du ein Umfeld schaffst, in dem Kreativität und Leistung wachsen können. Dann wirst du auch als Marke stärker.
Denn: Je besser dein Ruf als Arbeitgeber, desto besser dein Ruf als Marke. Je stärker deine Mitarbeitenden als Markenbotschafter auftreten, desto glaubwürdiger wirkst du nach außen. Employer Branding ist kein Zusatz, es ist Fundament.
Wie du Employer Branding gezielt für die Kundengewinnung nutzen kannst
Hier ein paar praxisnahe Ansätze, wie du mit deiner Arbeitgebermarke auch Kunden erreichst:
Karriereseiten clever verlinken: Zeig auf deiner Website nicht nur die "Jobs", sondern verknüpfe auch Kundenbereiche mit den Menschen dahinter.
Behind-the-Scenes-Content: Zeig, wie ihr arbeitet. Wie ihr denkt. Was euch wichtig ist.
Interviews mit Mitarbeitenden: Lass deine Teams zu Wort kommen – das schafft Nahbarkeit.
Mitarbeitende als Markenbotschafter: Ermutige sie, eigene Inhalte zu posten. Das wirkt ehrlicher als jede Anzeige.
Bühne das Thema WERTSCHÄTZUNG: In einer Welt voller Austauschbarkeit gewinnt, wer Haltung zeigt.
Der Mittelstand hat riesige Chancen
Gerade mittelständische Unternehmen können hier punkten. Sie haben keine anonymen Konzernstrukturen, sondern echte Geschichten. Sie leben oft ein familiäres, ehrliches Miteinander, das in der Außenwirkung Gold wert ist. Wer es schafft, diesen Spirit nach außen sichtbar zu machen, kann damit nicht nur neue Mitarbeitende, sondern auch treue Kunden gewinnen. Denn Menschen entscheiden sich für Menschen. Und für Unternehmen, die zu ihren Werten stehen.
Fazit: Employer Branding ist Kundenbindung 2.0
Es ist Zeit, Employer Branding nicht mehr nur als Recruiting-Tool zu sehen, sondern als Teil der Gesamtstrategie. Wer heute eine starke Arbeitgebermarke aufbaut, profitiert auf allen Ebenen: im Recruiting, in der Mitarbeiterbindung – und in der Kundengewinnung. Die Art, wie du nach innen agierst, wird nach außen gespiegelt. Wer dort Haltung, Respekt und Menschlichkeit zeigt, hat nicht nur die besseren Bewerbungen – sondern auch die treueren Kunden.